Dienstag, 16. Juni 2020

Ruta (Weinraute)

 Heute möchte ich euch eine Pflanze aus meinem Garten vorstellen. Sie steht jetzt in voller Blüte und bevor ich sie zurückschneide, teile ich mit euch meine Freude darüber.
 
 
 

Ich habe sie mir vor vielen Jahren in den Garten als Omage an meine Heimat gepflanzt. Früher war dieser Halbstrauch aus dem litauischen Garten nicht wegzudenken. Die Pflanze trifft man in zahlreichen Texten der lit. Volkslieder sowie bei den Hochzeitsbräuchen. Ein kleines Weinrautenkränzchen schmückte als Symbol der Jungfräulichkeit den Brautschleier. Vor der Trauung war es an der linken Seite befestigt. Nach dem Ringtausch und Brautpaarkuss hatte die Trauzeugin die Aufgabe, das Kränzchen an der rechten Schleierseite zu befestigen. Heute macht man das nicht mehr...

aber für die neugeborene Tochter wählt man immer noch gern den Namen Ruta (Rutele - Verkleinerung).

Da ich ein praktischer Mensch bin, sehe ich meine Weinraute mit einem nostalgischen und einem praktischen Blick. Weinraute ist für einen Gärtner eine anspruchlose Einfassungspflanze, die sich leicht in Form schneiden lässt, Trockenheit  gut wegsteckt, leicht sich vermehren lässt usw. Als Köchin schätze ich die Weinraute als Gewürz. Sie passt gut zu Fisch, Fleisch und Salat, des Weiteren eignet es sich als Aroma für Kräuterliköre und Grappa. Ich verwende die Weinraute nur ausgesprochen sparsam zum Verfeinern von Salaten oder Soßen, denn sie schmeckt bitter und zu viel davon kann zur Vergiftung führen. Man kann sie auch zu medizinischen Zwecken verwenden. In geringen Mengen wirken die Inhaltsstoffe von Ruta graveolens nachgewiesenermaßen blutdrucksenkend, krampflösend, appetitanregend, schlaffördernd und beruhigend auf das Nervensystem. Manche trinken Weinrautentee gegen Migräne. Das müsste ich aber noch ausprobieren. Da ist auch Vorsicht mit der Selbstmedikation geboten.

Für mich als Hausfrau ist diese Pflanze ein Mittel gegen die Motten sowohl im Kleiderschrank als auch im Vorratsschrank. Dafür mache ich mir anstatt von Lavendelsäckchen Weinrautensäckchen.

Eine Weinraute, gepflanz an der Stelle, an der die Nachbarskatze ihre Toilette eingerichtet hat, vertreibt durch ihr Aroma die Übeltäterin. Hunde mögen den Duft auch nicht.

Die Weinraute besitzt wunderschön gefiederten Blätter, mit denen man gut dekorieren kann. Mit Eiklar lassen sich die Blätter an die Wände von Gläsern kleben.


Als "Künstlerin" bewahre ich in alten Katalogen  die getrockneten Blätter, die ich manchmal zum Bedrucken von Textilien benutze. Die Weinrautendrucke gelingen immer gut. Leider kann ich euch nur andere Pflanzendrucke, die ich zur Weiterverarbeitung aufbewahrt habe, zeigen. Rautendrucke sind verarbeitet und verschenkt.

Während ich so hier schreibe, schwirren schon andere Ideen in meinem Kopf, wie ich die Blätterform als Schablone einsetzten könnte.

Übrigens kann man die jungen Blüten, Knospen und Blätter der Weinraute zwischen Mai und Juni ernten. Wegen der phototoxischen Wirkung ist eine Ernte mit Handschuhen zu empfehlen. Sensible Leserinnen aufgepasst! Anschließend kann man die Pflanzenteile bei geöffneter Tür im Backofen oder an der Luft trocknen, in Öl einlegen oder in Wasser als Eiswürfel einfrieren. Weinrautenöl sollte nach einigen Tagen gefiltert werden, damit es nicht bitter wird.
Wenn man seinen Gedanken freien Lauf gewährt, dann entsteht ganz schnell so ein Post, den vielleicht welche von euch interessant, welche aber langweilig finden. Ich liebe meine Weinraute - das habt ihr bestimmt beim Lesen gemerkt.

So viel dann für heute. Nächstes Mal, versprochen,  berichte ich wieder von meinen Strick-, Häkel- und Nähprojekten. Es haben sich einige angesammelt.

Liebe Grüße

Aurelija



 

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