Donnerstag, 12. Januar 2017

Moderne Strickspitze

Nachdem ich nun eine hartnäckige und ziemlich heftige Erkältung fast überwunden habe und mich allmählich jetzt davon erhole, möchte ich alle meine Leserinnen im neuen Jahr grüßen und alles Gute wünschen.
In meinem ersten Post 2017 geht es um das Buch "Moderne Strickspitze" von Rosemary Hill vom Stiebner Verlag, was ich euch vorstellen möchte.


Es hat den Untertitel - Frische Designs für traditionelle Muster. Die traditionelle Strickspitze, las ich in dem Buch "Handarbeiten wie zu Großmutters Zeiten" (M. Donner/ C. Schnebel, 1913), war für die Verzierung von Taschentüchern, Unterwäsche, Hemden, Kinderkleidung sowie Tisch- und Bettwäsche bestimmt. Dazu verwendete man DMC Spitzenzwirn (Baumwollgarn). Eine weitere Entwicklung des Spitzenstrickens ist das Kunststricken. Dazu gehört auch das Stricken von sehr komplizierten, aufwendigen Lochmustern, meistens in runder oder quadratischer Form.


Wenn man also von traditionellen Spitzenmustern ausgeht, dann ist es natürlich sehr spannend zu sehen, wie sie die Autorin modern umsetzt. Die Modelle im Buch (19 Mod.) sind nach der Art der Muster sortiert. Das erste Kapitel ist den Wellen und Rippenmustern gewidmet. Viele kennen es vielleicht unter dem Namen Pfauenmuster. Dazu gibt es eine Strickjacke, ein Loop und ein Tuch mit Wellenmusterabschluss. Das zweite Kapitel behandelt Rauten und Diamantenmuster. In den angebotenen Modellen - Titelbildpullover, 3-eckiges Tuch und ein Pullunder - dominieren die Rauten oder das Gittermuster findet sich auf der Passe des Pullovers wieder.


Blätter-  und Doppelblättermuster sind  auch zahlreich vertreten. Mal umranden sie ein Tuch,


  mal schmücken sie eine Mütze oder bilden eine Rockbordüre.


Eines der Kapitel befasst sich mit dem Einsatz der ehemaligen Bordüren in aktuellen Modellen. So findet man ein kleines Tüchlein und ein Loop mit schönen Spitzenabschlüssen. Die Jacke Williwaw besticht durch ihre raffinierte Konstruktion - der obere Teil wird quer in Spitzenmuster, der untere normal glatt rechts gestrickt.
Das Lilienmuster wird mancher Strickerin wohl bekannt sein, aber das Buch bietet gleich 3 Modelle an, in denen (Strickjacke, Stola, Pullover) die Variationen dieses Musters vorkommen.





Salt Grass ist mein Favorit zum Nachstricken, obwohl er ziemlich weit "geschnitten" ist. Der Pullover bietet zahlreiche Strickraffinessen für die neugierige Strickfrau... Er wird von oben nach unten mit einer Art Sattelschulter gestrickt und somit läuft das Doppelblattmuster über den Kragen bis zum Ärmelende durch. Zur Formgebung des Stehkragens werden japanische verkürzte Reihen gestrickt. Es werden Maschen stillgelegt und wieder aufgenommen....Spannung pur. So was mag ich, aber ich würde vielleicht ein anderes Muster für den Pulloverkörper wählen, denn dieses steht für mich in zu starker Konkurrenz mit dem Blattmuster. Obwohl die Form des Pullovers dem traditionellen Schnitt von Ganseypullovern nachempfunden ist, könnte man es leicht abändern. Allein durch die Wahl des Körpermusters (mit mehreren Linksmaschen z.B.:), das sich mehr zusammenzieht, bekommt man ihn  in optischer Sicht schmaler.
Das Buch bietet wirklich eine reiche Auswahl an Modellen, aber nicht nur das. Es beinhaltet auch zahlreiche Tipps zur Auswahl der Knöpfe zur Strickspitze, der passenden Perlen, zum Stricken perfekter Noppen, verschränkter Maschen und Umschläge, Anstricken von Bordüren usw. Im technischen Teil sind die im Buch benutzten Abkürzungen und Maschenarten zu finden. Besonders schön finde ich den Aufbau der Anleitungen: Modellbild, Kurzbeschreibung/Anmerkungen zum Arbeitsablauf und spez. Techniken, Wolle, Nadeln, Zubehör, Maschenprobe, reihenweise Ausschreibung der Arbeitsschritte, Musterstrickschriften und natürlich Schnittmuster mit Maßangaben, Anweisungen zum Ausarbeiten. Die Modelle haben keine Angaben zum Schwierigkeitsgrad, aber jedem ist es klar, dass eine Spitzenmusterjacke schwieriger zu stricken ist als ein glatt rechts Loop mit Bordüre. Frau Heinzius hat das Buch schön übersezt, auch das Strickerlatein. Es ist mir nur der Schildkrötenkragen (wortwörtliche Übersetzung aus dem Englischen) aufgefallen, den auch der Duden nicht hergibt. Gemeint ist der normale Stehkragen. Die Schrift ist nicht zu klein auch für die, die eine Brille schon bräuchten, sie aber momentan verlegt haben. Die Fotos sind schön groß, es gibt auch viele Detailfotos, die bestimmt hilfreich sind.
Mein Fazit: ein rundum gelungenes Strickbuch, in dem ich noch öffters blättern werde. Die Modelle des Buches sind auch bei Ravelry zu finden. Die Autorin hat da eine Gruppe. Da kann man sich  in den Foren über das Stricken der Modelle informieren.

P.S.: Als ich mir das Tuch Oak Flat Road noch einmal anschaute, klingelte es bei mir oben. Ja, das Muster habe ich doch schon bei 2 Projekten verstrickt. Bingo!

 

 Also, auf meine "will ich noch stricken" - Tapete kann ich nur den Pullover mit dem Schildkrötenkragen setzen.








PS: Dieses Buch habe ich als Rezensionsexemplar kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen. Herzlichen Dank dafür! Bei meiner Rezension handelt es sich um meine ganz eigene Meinung, die in keinster Weise beeinflusst wurde.




2 Kommentare:

  1. Liebe Aurelija,
    danke für Deine ausführliche und intressante Buchvorstellung. Die Modelle machen richtig Lust auf den Frühling. "Salt Grass" gefällt mir auch sehr gut. Ich bin gespannt, ob Du ihn stricken wirst. Deine beiden Modelle sind wunderschön!
    Liebe Grüße
    Anneli

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  2. Liebe Anneli,
    danke für die Anerkennung. Ich mag beide Kleidungsstücke sehr gerne und trage sie öffter. Die Modelle im Buch sind wirklich für die Übergangszeit zwischen den Jahreszeiten bestens geeignet. Mich besticht die Kombination zwischen Lochmuster und glatt rechts Geschtricke.
    Liebe Grüße
    Aurelija

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